In der Kinderbetreuung steht Sicherheit an oberster Stelle. Viele denken dabei zuerst an Erste-Hilfe-Kurse, sichere Umgebungen oder an die allgemeine Vertrauenswürdigkeit von Nannys & Babysittern. Dabei lassen sich Eltern vorrangig den Personalausweis, aber auch Zeugnisse und Referenzen. Ein Dokument wird dabei jedoch viel zu selten angefordert, obwohl es im Bereich Sicherheit eines der wichtigsten ist: das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis. Schließlich möchten alle Eltern ihre Kinder nur durch eine Person betreut wissen, die keinerlei Vorstrafen hat, erst recht nicht im Bereich von Sexualstraftaten.
Was ist ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis?
Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis enthält, im Vergleich zum einfachen polizeilichen Führungszeugnis, Informationen über Vorstrafen, die insbesondere im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen stehen. Dabei enthält es Verurteilungen wegen Sexualdelikten, die für die Aufnahme in das normale Zeugnis zu geringfügig sind, wie zum Beispiel Erstverurteilungen unter 90 Tagessätzen Geldstrafe und Erstverurteilungen unter 3 Monaten Freiheitsstrafe. Es umfasst beispielsweise Einträge zu Straftaten wie sexuellen Übergriffen, Misshandlungen oder schwerwiegenden Betrugsfällen.
Warum ist ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis so wichtig?
Für Eltern bietet dieses Dokument eine wertvolle Grundlage, um die Vertrauenswürdigkeit einer Betreuungsperson vollumfänglich zu überprüfen und mögliche Gefahren auszuschließen. Denn die Verantwortung, Kinder zu schützen, geht weit über den ersten Eindruck oder Empfehlungen hinaus.
Frauen werden als Täterinnen tabuisiert
Eine häufig unterschätzte Tatsache ist, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen Täter sexuellen Missbrauchs sein können. Studien und Berichte zeigen, dass diese Übergriffe sowohl im privaten Umfeld, als auch in Einrichtungen, wie Kitas oder Schulen, vorkommen. Forscher gehen davon aus, dass bis zu 20% aller Fälle von Kindesmissbrauch von Frauen zu verantworten sind. Aus Angst nicht ernst genommen zu werden, zeigen jedoch die wenigsten Opfer die Täterinnen an, weshalb Frauen in den Polizeistatistiken kaum vorkommen.
Sicherheit geht immer vor
Die große Mehrheit der Betreuungspersonen ist liebevoll und zuverlässig ist. Trotzde sollte die Sicherheit der eigenen Kinder stets oberste Priorität haben. Ob jemand ein Straftäter bzw. Straftäterin ist, kann man einer Person nicht ansehen. Das erweiterte Führungszeugnis schafft dabei die benötigte Transparenz und verhindert, dass Personen mit einschlägigen Vorstrafen unbemerkt Zugang zu Kindern erhalten.
Verantwortung als Nanny und Babysitter zeigen
Eine Nanny oder ein Babysitter, die ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, beweisen Eigenverantwortung und Professionalität. Sie zeigen nicht nur, dass sie nichts zu verbergen haben, sondern auch, dass ihnen die Sicherheit der zu betreuenden Kinder am Herzen liegt. Diese Bereitschaft stärkt das Vertrauen und schafft eine Basis für eine offene und transparente Zusammenarbeit mit den Eltern. Betreuungspersonen sollten die Aufforderung zur Vorlage eines Führungszeugnisses nicht als Misstrauensvotum sehen, sondern als einen notwendigen Schritt, um Kindern die sicherste Betreuung zu ermöglichen.
Dann sollten Eltern misstrauisch werden
Haben Babysitter oder Nannys noch nie ein erweitertes Führungszeugnis beantragt, so sind sie in der Regel offen für den Prozess der Beantragung und zeigen sich kooperativ und verständnisvoll. Eltern dürfen und sollten auf die Vorlage dieses Dokuments bestehen und misstrauisch werden, wenn die Beantragung verweigert oder unnötig hinausgezögert wird.
Wie beantragt man ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis?
1. Antragstellung:
Das Führungszeugnis kann persönlich oder online beim zuständigen Bürgeramt beantragt werden.
Dafür benötigt man:
- Einen gültigen Personalausweis oder Reisepass.
- Ein offizielles und beglaubigtes Formular einer Behörde oder einer Vermittlungsagentur, welche die Notwendigkeit eines erweiterten Führungszeugnisses bestätigen
Bearbeitungszeit:
In der Regel dauert es etwa zwei Wochen, bis das Führungszeugnis vorliegt. Vereinzelt kann es auch bis zu 6 Wochen dauern- unserer Erfahrung nach ist die Zeit häufig jedoch wesentlich kürzer.
Kosten:
Die Kosten für Beantragung und Bearbeitung betragen 13,00 Euro.
Die Gültigkeit eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnis
Ein erweitertes Führungszeugnis sollte regelmäßig aktualisiert werden, idealerweise alle zwei bis drei Jahre. Grundsätzlich hat es eine Gültigkeit von 5 Jahren.
Vertrauen entsteht nicht alleine durch Dokumente
So wichtig auch die Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnis ist, sind persönliche Gespräche, eine offene Kommunikation und verlässliche Absprachen essenziell für das Vertrauen zu einer Person. Gleichzeitig spricht auch ein vorgelegtes einwandfreies Führungszeugnis nicht von der Verantwortung frei, stets achtsam als Eltern zu sein.
Quellennachweise: